idea 44/2025 Bei         einem         mutmaßlich         islamistischen Terroranschlag    auf    eine    koptische    Kirche    in Ägypten   verlor   Kiro   Lindemann   seine   Mutter, Schwester   und   Tante.   Nach   dem   Anschlag   fl   oh er   nach   Deutschland.   Auch   fast   15   Jahre   später sagt   der   35-Jährige:   „Gott   macht   keine   Fehler.“ Warum    er    dem    Attentäter    vergeben    konnte, erzählte er Klaus Rösler. Die   Besucher   strömten   schon   auf   die   Straße.   Er selbst    verabschiedete    sich    drinnen    noch    von Freunden.   Seine   Angehörigen   warteten   vor   der Kirche   auf   ihn,   als   ein   Attentäter   in   einem   Auto eine    Bombe    zündete.    Seine    Mutter    Theresa, Schwester     Mary     und     Tante     Zahi     starben. Marina,     seine     zweite     Schwester,     überlebte schwer   verletzt.   Bis   heute   ist   sie   traumatisiert. Er   war   in   der   Kirche   keine   zehn   Meter   von   der Explosion   entfernt.   Nur   die   schwere   hölzerne Kirchentür hatte ihn geschützt... Ein „Fehler Gottes“ Dass     Christen     als     Minderheit     in     Ägypten diskriminiert   und   verfolgt   werden,   war   für   ihn und   seine   Familie   völlig   normal.   Lindemann: „I n       den       Augen       der       muslimischen Mehrheit    gelten    wir    Christen    als    ein Fehler     Gottes.“     Imame,     muslimische Geistliche,   würden   Christen   und   Juden als        „Ungläubige“        und        „Schweine“ verunglimpfen.   Er   erzählt,   dass   er   in   der Schule   von   den   Lehrern   oft   gemobbt   und grundlos   geschlagen   wurde   –   nur   weil   er Christ    war.    Zusammen    mit    einem    Freund waren   die   Jungen   die   einzigen   Kopten   an   der Schule.   Christen   sind   in   Ägypten   oft   bereits   am Vornamen   zu   erkennen.   Sie   heißen   Christian, Lukas,     Johannes,     aber     nicht     Mohammed, Mustafa   oder   Ahmed.   Ihm   wurde   von   den Lehrern   angekreidet,   dass   er   als   Christ Schweinefleisch      essen      und      Alkohol trinken   dürfe.   Und   wenn   er   von   ihnen eine    Tracht    Prügel    bekam,    wiesen    die Lehrer   gerne   darauf   hin,   dass   er   nicht zurückschlagen       dürfe.       Doch       seine Mutter    brachte    ihm    bei,    dass    er    sich glücklich     schätzen     sollte,     für     Jesus Christus     leiden     zu     dürfen .     Es     sei     ein Privileg.     Ihr     Credo:     „Dein     Glaube     ist     das Wichtigste, was du im Leben hast.“   Odyssee nach Deutschland Nach     dem     Bombenanschlag     wollte     er     sich politisch    dafür    einsetzen,    die    Sicherheit    für Christen     im     Land     zu     erhöhen.     Er     sprach öffentlich    über    seine    eigenen    Erfahrungen    und    veränderte    nichts.    Stattdessen    erhielt    er Morddrohungen.     Man     bedrängte     ihn,     zum Islam      zu      konvertieren,      „sonst      Kopf      ab“, schildert er drastisch seine Erlebnisse. 2014   reichte   es   ihm   –   er   floh   nach   Europa.   Das war    nicht    einfach,    denn    er    bekam    für    die Europäische   Union   kein   Visum.   Also   buchte   er einen    Flug    in    die    Türkei.    Von    dort    ging    es weiter   nach   Katar,   die   Vereinigten   Arabischen Emirate    und    Südkorea,    von    wo    aus    er    ein Flugzeug   nach   Ecuador   nahm   –   mit   Umstieg   in Amsterdam.    Dort    stellte    er    einen    Asylantrag. Doch    weil    er    keine    Papiere    besaß,    die    seine Aussagen   bestätigten,   dass   er   als   Christ   verfolgt worden    war    und    man    ihm    nach    dem    Leben trachtete,    wollten    ihm    die    niederländischen Behörden    kein    Asyl    gewähren,    sondern    ihn abschieben.   Und   so   floh   er   nach   Deutschland. Bis   er   hier   das   Bleiberecht   erhielt,   brauchte   er viel    Geduld.    Es    vergingen    sieben    Jahre.    Die nutzte    er,    um    Deutsch    zu    lernen,    sich    eine Arbeit   zu   suchen   und   bei   der   Caritas   und   der „Tafel“   mitzuhelfen.   In   der   Asylunterkunft   gab es   keinen   Menschen,   dem   er   vertrauen   konnte. Schließlich    bekam    er    die    nötigen    Dokumente und   durfte   in   Deutschland   bleiben.   Sein   Glaube an    Gott    hat    ihm    geholfen,    die    Strapazen    der Integration   auf   sich   zu   nehmen.   Rückblickend bekennt er: „Doch ich hatte meinen Gott!“    Und   Kiro   Lindemann   spricht   öffentlich   über seine     Erfahrungen     –     Seine     Botschaft:     Das Leben   als   Christ   macht   einen   Unterschied.   So verweist      er      darauf,      dem      Attentäter inzwischen     vergeben     zu     haben.     Der Mann   sei   von   seiner   Religion   getrieben gewesen,    Christen    als    „Ungläubige“    zu töten,   weil   er   hoffte,   so   vor   Allah   besser dazustehen. 
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